Stadtreparatur Altes Rathaus

Eine Gruppe harrt vor dem Modell der Stadt München, das der Straubinger Drechslermeister Jakob Sandtner 15701 für die Kunstkammer des Herzogs Albrecht V. fertigt. Geduldig lauscht die Runde den Erklärungen über die dörfliche Eigenart der alten Viertel, die einstigen Pfarrsprengel, die längst aufgehobenen Klöster, trockengelegten Stadtbäche, verschwundenen Friedhöfe. Der Glockenbach zweigt von der Isar, schießt beim Einlaß über eine Roßschwemme, fließt am Rathausturm, der Rückseite der Burggasse vorüber, tritt längs des Alten Hofes zu Tage, eilt zur Hofpfisterei. Die Stadtgestalt bezaubert aus der Vogelschau, gibt Rätsel auf in der winzigen, aber in allen Einzelheiten getreulichen Verkleinerung. Die saubere Schnitzerei in Lindenholz läßt von alter handwerklicher Ehrlichkeit träumen. Die große Straße entlang des Gebirgsflusses und seine Querung über die Brücke am Gasteig kreuzen sich in der Stadtmitte. Das Rathaus besetzt den sacht abfallenden Weg vom Markt zum Fluß, überblickt die Schranne und das Tal, duckt sich unter die zuerst besiedelte Anhöhe des Petersbergls. Sich der Geschichte zu vergewissern, ihr handgreiflich und augenscheinlich zu begegnen hilft, dem medial erzeugten Schein beliebig formbarer Wirklichkeit und Wahrheit zu widerstehen.


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Das „Thalburgtor“ der ersten Münchner Stadtbefestigung dient seit dem 14. Jahrhundert als Rathausturm. Große Brände legen den Bau des alten damaligen Rathauses größtenteils in Asche. Nachdem sich der Stadtbaumeister Jörg von Halspach die reichsstädtischen Rat- und Tanzhäuser in Augsburg und Ulm besehen hat, beginnt er 1471 den Neubau. Der heitere Festsaal gilt als „wohl der vollendetste, schönste Saal Deutschlands aus dieser Zeit der Gotik.“2 Hier versammeln sich noch dreihundert Jahre später die Bürger, „wenn Rath und Gemein ist.“3 An der hellen Südseite öffnet sich zu ebener Erde längs der Straße ein langes Gewölbe, das der Rat den Tuchscherern vermietet. In der gesamten Anlage stellen sich stolz Stadtregierung und Gemeinschaft dar. „Auch die Fürsten kehrten zu feierlichen Beratungen, Verkündungen, Erbhuldigungen wie bei frohen Anlässen hier ein. Nicht minder durften zur Jahrmarktzeit hier die Kürschner ihr kostbares Pelzwerk zum Verkauf auslegen. So verdichtete sich mannigfach altes Leben in diesem Saal. Und dies Leben erhöhte sich im Werk der Kunst.“4

Das Hauptstück der Innenausstattung ist die Decke. „Bürgersäle der Gotik haben oft diese großen Holzdecken, auch in Spitzbogenform, sodaß der Raum einem umgestürzten Schiffsrumpfe gleicht.“5 Dem Holzbildhauer Erasmus Grasser ist die Ausgestaltung des Saals anvertraut. Der junge Meister erfüllt den Raum mit figürlicher Bewegung und weltläufigem Glanz. Vor die erhöhten Bogenfelder stellt er sechzehn maurische Tänzer. Zu der verwegen sich räkelnden, abenteuerlich verrenkenden Truppe gehört ein schwarzlackierter, lockenköpfiger Mohr. Die Stadt im Alpenvorland ist vertraut mit der weiten Welt, genießen das Exotische. „Das schlichte Zimmerwerk der Tonne überquerten in spannenden, verkreuzten Schrägen kostbare Maßwerkborten mit füllendem Laubgerank. Auf ihren Kreuzungen waren die Wappen der Stadt, des gnädigen Kaisers Ludwig und der Pfalz angebracht, dazu die goldne Sonne und der silberne Mond. 1477 hat Erasmus Grasser diese Schnitzereien vollendet. Am Fuß der Tonne zog an beiden Langseiten ein Fries von 99 geschnitzten Wappenschildern aus Bayern und aus aller christlichen und heidnischen Welt.“6

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Der Architekt Gustav Steinlein7 und der Maler Carl August Lebschée versuchen, anhand des kleinen Vorbildes aus dem Stadtmodell des Jakob Sandtner auf das ursprüngliche Aussehen des Rathauses zu schließen, träumen sich in eine romantische Stadtidylle. Michael Wening zeigt auf seinem Kupferstich aus dem Jahre 1701 schon eine spätere Fassung. In den Jahren nach 1624 bekommt das Alte Rathaus eine Außenverkleidung im Stil der Spätrenaissance. Die luftige Bemalung auf dem Stich von Wening oder der Marktszene von Joseph Anton Stephan um 1760 stammt aus der Zeit vor dem Dreißigjährigen Krieg. Auf dem Dachfirst sind zwei Büsten angebracht, wahrscheinlich nach Entwürfen des Hofsteinmetzen Hans Staudacher. Die Fassaden erscheinen nach der Neubemalung durch Augustin Demmel seit 1778 im „höfisch kühlen, mit antiken Formen und Gestalten gelehrt und fremdartig verbrämten Gewand.“8 Römerköpfe in Medaillons zwischen ionischen Pilastern verkörpern Bürgertugenden nach antikem Vorbild. An der Westseite wirken Olubrios, Probinus, Theodorus und Honorius Augustus. Auf dem Druck aus dem Jahr 1783 von Johann Nepomuk Maag ist dieser Zustand zu erkennen. Von der Ostseite blicken Caesar, Scipio, Antonius und Cicero. Áuf den Turm sind Solon und Lykurg gemalt. Das Urteil Salomons und eine Szene aus der römischen Frühgeschichte werden vorgeführt. Mucius Scaevola hält in den Gewölbebögen der Turmdurchfahrt vor König Porsenna seine rechte Hand ins Feuer.

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Im 19. Jahrhundert muß sich das alte Rathaus vier Umbauten - meist im Interesse des Verkehrs - gefallen lassen. Bereits 1803 läßt der „Brothausdurchgang“ Fußgänger durch das Rathaus spazieren. Im Jahre 1859 legt man diesen Korridor an der Nordseite des Rathausturmes tiefer und baut Läden ein.9 Nun verschwindet die Freitreppe an der Ostseite des Saalgebäudes. An Stelle der Mauer über dem Pfisterbach entsteht „ein passendes dekorirtes Verbindungsgebäude“10 mit zwei Läden. Ein Artikel im Unterhaltungs-Blatt der Neuesten Nachrichten vom 12.11.1863 fordert im Interesse des wachsenden Verkehrs den Abbruch des Rathauses. Der Schreiber ist überzeugt, das Gebäude sei ohnehin „zu klein, zu arm, zu unzulänglich.“ und müsse „unbedingt und naturnothwendig in kürzester Frist den Zeitbedürfnissen weichen.“11 München besitze im Vergleich zu Nürnberg und Augsburg „gar kein rechtes, der Hauptstadt würdiges Gemeindehaus.“

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Carl Albert Regnet dokumentiert das zu seiner Zeit gefährdete oder schon verlorene „München in guter alter Zeit.“ Domenico Quaglio fertigt „Erinnerungs – Gemälde“ seiner Vaterstadt. Von König Ludwig hat er den Auftrag, „das Bild jener Partien der Stadt festzuhalten, die den großartigen Neuschöpfungen des Fürsten hatten weichen müssen.“12 Auf der Ostseite gelangt der Besucher noch im Jahre 1824 über eine „schöne breite steinerne Stiege“13 in das Rathaus. Von der prächtigen Freitreppe schweift der Blick über das breite „Tal“, in dem Bauern ihre Fahrwerke und Pferde unterstellen. Durch diese vom Isartor ansteigende Triumphstraße ziehen bedeutende Besucher in die Stadt ein. Der von den Münchnern gefürchtete Schwedenkönig Gustav Adolf nimmt den gleichen Weg, wie der umjubelte Kurfürst Max Emanuel mit reicher Beute aus dem Türkenkrieg durch das Tal reitet. Wir sehen auf der Radierung und dem Gemälde das „kleine Rathaus“ unterhalb des Alten Peter, das auch der „Bürger Hofstatt“ genannt wird. Noch zu Beginn des 20.Jahrhunderts führt eine kleine Freitreppe vom Petersplatz in den Vorraum des Stadtarchivs.

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Eine Zinngießerei, der Ratsdiener, ein Kaufmann Bonin, eine Buchbinderei, der Mesner von St. Peter, die Registratur „und unten das Pupillenamt, dem Winkel zu“14 finden Platz in dem verschachtelten Gemäuer. „Im Äußern, dem Petersplatz zu, stellt sich die Front mit den verschiedenen Erkern, Schutzdächlein, Durchgängen, dem hohen Ziegeldach im Verein mit der gegenüberliegenden altersgrauen, Peterskirche als eines der schönsten Stadtbilder ans der Altmünchner Zeit dar.“15 Vor uns steht eine Fülle von privaten und öffentlichen Bauten, zu denen das Standesamt, Kauf- und Waghaus, die Finanzkämmerei und andere Ämter gehören. Das Haus des Ritters Ainwich Gollier und des Patriziers Sanders bildet einen Teil „dieser echt mittelalterlichen Häuserverwachsung, in der offizielle Stadtkammerstuben und private Behausungen unter einem Dache beieinander lagen.“ 16

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Auf der Galvanographie von L. Rottmann, nach einer Zeichnung von Joseph Weiß ist im Jahr 1840 über der Plane des Pferdewagens eine Freitreppe zu erkennen, die vom Schrannenplatz in das Rathaus führt. Die Märkte des Hauptplatzes, die Getreideschranne, der Kräutl- und Eiermarkt, der Weinmarkt werden 1853 auf den heutigen Viktualienmarkt und in die Blumenstraße verlagert. Das Erdgeschoß des Rathauses wird 1877 teilweise für die Durchfahrt zum Tal umgebaut.17 Die „Photochromie – Postkarte“ zeigt deutlich Straßenschienen ohne elektrische Oberleitungen. Die Fahrgäste an der Haltestelle vor dem Neuen Rathaus warten auf einen Wagen der Pferdebahn, die seit 1876 in der Stadt verkehrt.

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Der Stahlstich von Heisinger belegt in der Zeit um 1840 den alten Fassadenschmuck. Der „Heidenvorhof der Griechen und Römer“ wirkt anstößig auf das erwachende Nationalbewußtsein. Der städtische Baurat Arnold Zenetti studiert für seine Arbeit gewissenhaft die historischen Quellen und Vorbilder, „um zu einer glaubwürdigen Form des Alten Rathauses zu kommen.“18 1861 sind die verschnörkelten Fassadenmalereien nicht mehr zeitgemäß. Der wahre mittelalterliche Urzustand soll in „in romantischer Altertümelei“ gefunden werden.19 Der Zwiebelturm muß einer neugotischen Erfindung weichen. Die vom Marienplatz zum Rathaussaal hinaufführende Treppe fällt der Spitzhacke zum Opfer. Die Fotografie von Georg Böttger aus dem Jahre 1858 läßt noch den barocken Zustand des Bauwerkes am Marienplatz ahnen. Die „anmutige Renaissancefassade“20 ist abgeschlagen, die Malerei verwaschen, aber der Dachumriß und die Giebelfiguren künden noch vom alten Zustand. Der folgende Stahlstich weist noch keine Straßentunnels auf. Die Rathausportale sind zu erkennen. Auf den Giebeln stehen jetzt die Statuen Heinrichs des Löwen und Ludwigs des Bayern. Die Gemälde auf dem Turm prunken Stadtpatron St. Benno, Patrona Bavariae sowie zwei Ratsherren mit dem Vers : „Gerechtigkeit war stets ein Grund, Darauf ein biederer Mann bestund.“21 Zwei Bannerträger versprechen : „Wir stehen fest in jeglichen Gefahren, Die gute Stadt und deren Recht zu wahren.“

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Bei der Zeichnung von Zenetti für die Wiener Allgemeine Bauzeitung im Jahre 1868 ist links neben der Rathaustür der neue Durchgang zum Tal zu erkennen. Ein Figürchen lugt aus dem offenen Bogen. Das Aquarell des Otto von Ruppert bietet 1880 den Blick vom Standesamt am Petersbergl zum Rathausturm. Beim zweiten Umbau werden im selben Jahr sämtliche am Viktualienmarkt gelegenen Gebäude abgebrochen, wobei auch die hohe vom Petersplatz zum „kleinen Rathaussaal“ führende Treppe umgebaut wird. Das Foto von F. Finsterlin zeigt 1898 den Durchbruch zum Tal. Seit 1888 verbindet eine Pferdebahn auf Schienen den westlichen Stachus und das östlich gelegene Isartor. 1890 wird im Stadtrat die „Arbeiterfahrkarte“ abgelehnt, weil die Trambahn „nicht für Massenbeförderung eingerichtet“ sei.22 1895 hat die Trambahngesellschaft kein Interesse an einer neuen Linie durch die Arnulfstraße, weil die Menschen aus den dortigen Arbeiterquartieren sie nicht benutzen würden. Anfang April 1897 erhält das Stadtbauamt den Auftrag, einen „Generallinienplan“ für das Münchener Straßenbahnnetz zu entwerfen.


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Im Jahre 1907 fahren zwei Linien der elektrischen Straßenbahn durch das Alte Rathausgebäude.23 Die Linie 11 mit ihrem blau-grünen Signallicht verbindet die Vorstadt von Neuhausen über die Ludwigsbrücke mit dem Ostbahnhof. Die Linie 9 mit gelbem Lämpchen kommt aus der westlichen Landsberger Straße am Hauptbahnhof vorbei und erschließt das vornehme Bogenhausen. Eine Münchner Verkehrsvorschrift warnt die geschäftigen Passanten : „Gehen nur auf dem Bürgersteig, nie auf der Fahrbahn ! Stehenbleiben nie auf dem Bürgersteig, nur an der Hauswand. Rechts gehen – rechts ausweichen - links vorgehen ! Überschreiten der Fahrbahn nur im rechten Winkel ! Auskünfte nur durch Schutzleute mit gelber Armbinde.“24


Der Nationalsozialismus beginnt schon in Friedenszeiten mit seinen Zerstörungen. Er durchbricht die Ludwigstraße mit der Von-der-Tann-Straße, baut den daran stoßenden Teil der Königinstraße auf dem Grund des Englischen Gartens aus, reißt die Hauptsynagoge nieder, entfernt die protestantische Matthäuskirche von der Sonnenstraße. Das von Klenze geplante Herzog-Max-Palais fällt in einer „Nacht- und Nebelaktion.“251934 wird das Erdgeschoß des Rathauses vollständig ausgeweidet. Ein Gutachten „Rathausviertel“ vom 1.9. 1937 sieht eine Neubebauung nördlich des Neuen Rathauses zwischen Wein-, Schrammer- und Dienerstraße vor, ferner einen Neubaublock im Anschluß an das Alte Rathaus zwischen Diener-, Altenhof- und Sparkassenstraße. Für dieses Projekt hätten sämtliche Häuser in der Burgstraße abgebrochen werden müssen. Hitler äußert im Beisein des städtischen Oberbaurates Meitinger den Wunsch, die Stadt möge einen Festsaal für 1200 bis 1500 Plätze planen, „eventuell in Verbindung mit den Bauten nördlich der beiden Rathäuser.“26


Die etwa 350 bis 400 Flugzeuge der Royal Air Force, die während der Nacht des 24.4.1944 in breiter Front nach Südfrankreich einfliegen, werden kaum beachtet. In den Hochalpen südlich von Genf über dem Annecy-See sammelt sich ein geschlossener Bomberstrom. Er fliegt unsichtbar für deutsche Beobachter am Boden über das Gebiet der Schweiz zum Fürstentum Liechtenstein. Den deutschen Nachtjägern entgeht der heraufziehende Großangriff. Sie fallen auf eine Ablenkung über Karlsruhe herein und erfahren aus der Ferne, daß die englische Bomberflotte über Tirol direkt auf München zusteuert. „Als die Spitzenmaschinen bereits über dem Starnberger See waren, mußten sich die Nachtjäger abmelden, da ihre Benzintanks leer waren. Der Angriff der 5. Bomberflotte lief somit reibungslos ab wie ein Manöver.“27


Als erste Gruppe erscheinen über der Stadt elf leichte „Mosquito“ - Maschinen, drehen einige Runden in fünf Kilometern in Höhe und werfen ständig Staniolstreifen zur völligen Störung gegnerischen Funkmeßgeräte. Im Sturzflug markieren sie das Gelände des Hauptbahnhofs mit roten Leuchtbomben. Der 18. Angriff am Dienstag dem 25.4. 1944 von 0.59 bis 2.53 gilt als der bisher schwerste. Er fordert die größten Verluste an geschichtlichen Bauten, Baudenkmälern, öffentlichen Gebäuden und Wohnraum. „Die Abwurfmunition (Berichtsstand vom 25. 5. 1944) bestand aus sieben Sprengbomben ä 2 000 kg, 24 Sprengbomben à 500 kg, 54 Sprengbomben à 250 kg, 844 Flüssigkeitsbrandbomben, ca. 550 000 Stabbrandbomben, 14160 Phosphorbrandbomben à 14 kg, 10245 Flammstrahlbomben à 13 kg, 459 Blitzlichtbomben, 36 Zielmarkierungsbomben und ca. 2 500 Flugblättern. Die Flammstrahlbomben wurden bei diesem Angriff erstmals verwendet. Sie waren an einer Aufhängeschiene zu 14 Stück vereinigt und fielen, von dieser gelöst, mit einem Verzögerungsfallschirm nieder. Ihr benzinähnlicher Inhalt wurde durch eine Thermitsäule entzündet und in drei bis fünf Meter langer Stichflamme verspritzt. Die Wirkung war stark, da die Bombeneinschläge dicht aneinander lagen.“28


Die Flugabwehrgeschütze im Raum München bringen dreizehn britische Maschinen zum Absturz. Drei schlagen innerhalb des Stadtgebietes auf. „136 (139) Menschen fielen dem Angriff zum Opfer, weitere 4 185 wurden verwundet, davon 500 schwer, 1876 leicht, und 1809 Personen erlitten Augenverletzungen. Geräumt werden mußten 11545 Wohnungen und 2 325 Betriebe. 70 000 Personen wurden dadurch obdachlos, von denen rund 30000 selbst eine neue Unterkunft finden konnten. Insgesamt entstanden 1781 totale Gebäudeschäden, 1278 schwere, 18 mittlere, 3 551 leichte und 1162 kleinste.“29


Wilhelm Hausenstein sieht und hört noch in Tutzing den Luftangriff. „Ich lag von etwa eins bis etwa zwei Uhr nachts im Fenster; Detonationen geschahen ohne Unterbrechung; eine einzige Feuerklammer hielt den nordöstlichen Horizont (über der Ausdehnung der Stadt) grausig zusammen.“30 Erschüttert schreibt er am 1. Mai 1944 in das Tagebuch seine Beobachtungen in München. Peterskirche und Heiliggeistkirche, das alte Rathaus sind verwüstet. Die Glyptothek, beide Pinakotheken, das Palais Leuchtenberg, das Odeon, der Bazartrakt zwischen Hofgarten und Odeonsplatz liegen in Trümmern, sind ausgebrannt, eingestürzt. Die Residenz weist gegenüber der Feldherrnhalle, zum Hofgarten, am Südbau und Westflügel tiefe Breschen auf. Das Gewölbe des Antiquariums ist teilweise geborsten, das Palais Preysing schwer getroffen. In der Ludwigstraße haben das frühere Kriegsministerium und die Staatsbibliothek furchtbar gelitten Die Hauptpost in der Residenzstraße, die Bauten im Osten der Maximilianstraße, beide Annakirchen sind in Mitleidenschaft gezogen, einsturzgefährdet. Der Promenadeplatz mit dem Palais Maffei und der Karmelitenapotheke, das Palais Porzia, St. Michael, die Maxburg und die Alte Akademie, die Bürgersaalkirche, die Damenstiftskirche und die Herzogspitalkirche, die Asamkirche sind stark beschädigt.


München verliert im Zweiten Weltkrieg außer 18000 bei der Wehrmacht Gefallenen und rund 12000 im Jahre 1949 noch immer vermißten Söhnen 6242 Bürgerinnen und Bürger, die innerhalb des Stadtgebiets in 66 Luftangriffen den Tod finden. 31 Von einer Gesamtbevölkerung von 820000 Einwohnern 1939 werden im Laufe des Krieges 265000 obdachlos. Drei Viertel des Wertes aller Hochbauten ist vernichtet. Die Altstadt ist zu zwei Dritteln zerstört. Nur 2,5 % aller Gebäude und Wohnungen in der Stadt sind unbeschädigt. 40 % aller bayerischen Kriegsschäden konzentrierten sich auf München. Die Schuttmenge umfaßt mindestens fünf Millionen Kubikmeter oder sieben Millionen Tonnen fester Trümmer. Fast die Hälfte aller Verwaltungsgebäude, Postanlagen, der Krankenhäuser, Kliniken und Schulen ist nicht zu benutzen. Die Technische Hochschule, die Universität, nahezu alle Theater, Museen und Bibliotheken fallen aus. Leitungen und Kanäle sind tausendfach unterbrochen. Die Versorgungseinrichtungen, wie Großmarkthalle, Schlacht- und Viehhof, Zentralkühlhaus, Dampf- und Wasserkraftwerke und die Gasanstalten sind stark beschädigt. Weil das unterirdische Straßengefüge „fast ebenso viel kostet, wie die darüber befindlichen und dem Auge sichtbaren Baulichkeiten“32 wird es abgelehnt, die Trümmer liegen zu lassen und eine neue Stadt neben der alten zu errichten.

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An der Innenwand der Rathausruine zeichnet sich auf einer Fotografie vom 27.4.1944 deutlich das Rund der hölzernen Decke ab. Der Dachstuhl, an dem sie aufgehängt war, fehlt. Hinter dem Stufengiebel leuchtet der Frühlingshimmel. Das Maßwerk an zwei Fenstern zum Marienplatz ist zerbrochen. Sprengbomben zerstören am 17. 12. 1944 den Turm und den südlichen Trakt des Rathausturmes. Die Reste werden niedergerissen. Die amerikanische Militärregierung des Stadtkreises München richtet im Jahr 1945 eine Behörde für „Monuments, Fine Arts and Archives“ ein, die sich um die Erhaltung von Kunst- und Kulturbauten, Archiven und Kunstsammlungen bis hin zur Begutachtung, Genehmigung und sogar Organisation von Ausstellungen, Konzerten und Theatervorstellungen kümmert. In wöchentlichen und monatlichen Berichten wird über den Denkmalschutz aus der Zeit von 1945 bis 1949 berichtet.33 Zuerst soll eine Kennzeichnung von zwanzig beschädigten, schutzwürdigen Bauten weiteres Unheil verhindern. Vier Monate nach dem Kriegsende Anfang Mai beginnen die Menschen, den Schutt zu entfernen, brauchbares Material auszusondern und aufzubewahren. Auf der Aufnahme vom Oktober sind die frei stehenden Mauern mit Balken gegen Einsturz gesichert. Der amerikanische Monatsbericht für November 1945 weist auf erste Erfolge hin. Trotz Materialknappheit, Transportschwierigkeiten und einem Mangel an Handwerkern sind die Türme des Domes und die Theatinerkirche rechtzeitig vor dem Winter mit Holz notdürftig abgedeckt.

Im Oktober 1945 kann Stadtbaurat a. D Karl Meitinger bereits 1946 mit einem Modell für den Wiederaufbau der Innenstadt aufwarten, auf dem „der den Verkehrserfordernissen angepaßte Marienplatz mit den vier Durchfahrten beim Alten Rathaus“ zu begutachten ist.34 Der Fachmann rät, insbesondere Verkehrsfragen gebührend zu berücksichtigen. Er hofft auf die „Erleichterung aller Wirtschaftsbeziehungen durch eine großzügige Verkehrsregelung im ganzen Stadtgebiet.“ 35 Diesem Grundgedanken habe sich die Stadtplanung unterzuordnen. „Die fortschreitende Motorisierung und der wachsende Verkehr werden einige Einbrüche in der Altstadt gebieterisch fordern. Schon der Gedanke, daß so etwas erwogen werden kann, mag für konservative Verfechter des Städtebaues ein Schreckbild sein. Wenn aber der Städtebau dem Leben dienen soll, wie etwa der Autoverkehr und die Eisenbahn, dann darf er nicht Selbstzweck und lediglich Erscheinungsform werden, dann muß anerkannt werden, daß dringende Erfordernisse berücksichtigt werden müssen und daß es Sache des Architekten und seiner Kunst ist, das Neue im Stadtgefüge auch städtebaulich schön zu gestalten.“ Auf den Turm neben dem alten Rathaus könne verzichtet werden. Der entstandene Spalt sei nämlich so schmal, daß der Marienplatz seine Geschlossenheit nicht verlieren könne. Meitinger schlägt vor, das Alte Rathaus mit Turm nach altem Vorbild aber mit großen Durchbrüchen wiederaufzubauen. „Das Tor erhält je zwei Durchfahrten Tal - Marienplatz und Marienplatz -Tal, wodurch der Verkehr einwandfrei geregelt wird.“36

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Nördlich der Frauenkirche klafft eine große Lücke bis zum Promenadeplatz. Ostwärts schließt sich ein weites zerstörtes Gebiet an. Die Ruinen und Trümmer sind abgeräumt. Das Gelände sieht 1948 wie ein riesiger Platz aus, der vom Marienplatz durch das große Rathaus getrennt ist und nach Norden fast bis an Perusastraße heranreicht. Fachleute fordern, in dieses ehemals vollständig bebaute Gebiet breitere Durchfahrten oder einen Platz einzuschneiden, „um dem übermächtigen Verkehr hier Raum zu schaffen.“37 1948 schreibt die Stadt zur Klärung des Neuaufbaus am Marienplatz einen Ideenwettbewerb aus. Die Erläuterungen lassen offen, ob der zerstörte Rathausturm wiederaufgebaut werden soll. Der Ausschreibungstext weist ausdrücklich darauf hin, daß zu untersuchen sei, „ob und wie es möglich oder wünschenswert ist, unter Zuhilfenahme der Kriegszerstörungen“ eine Umgestaltung vorzunehmen. Das Alte Rathaus kann „je nach Bedarf abgerissen oder wiederhergestellt werden.“38 Es gehen 364 Vorschläge ein.

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Nach einer grundsätzlichen Auseinandersetzung stimmt der Stadtrat 1951 dem Wiederaufbau zu. Im folgenden Jahr beginnt das Stadtbauamt in Zusammenarbeit mit dem Architekten Hans Döllgast, das nördliche Rathausgebäude vereinfacht wiederherzustellen. Unter seiner künstlerischen Leitung entsteht der Saal mit seinem hölzernen Gewölbe und der umlaufenden Balustrade neu.39 Hans Osel und Konrad Knoll schaffen 1966 die Giebelfiguren. Der Turm ist in der Form dem gotischen Erscheinungsbild nachempfunden. Der Architekt Erwin Schleich errichtet ihn als Platzabschluß nach Einrichtung der Fußgängerzone nach 1971 vollständig neu. Die Rekonstruktion der Holztonne im Festsaal nach historischem Vorbild dauert von 1981 bis 1986.40

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Das Alte Rathaus ist bis 1953 fertiggestellt. Die Ausstattung des Saales ist fünf Jahre später im Wesentlichen abgeschlossen. Die Residenz und der Nordosttrakt am Alten Hof stehen wieder ohne Baugerüste. Am Platz der alten Max-Burg erhebt sich seit 1955 ein moderner Verwaltungsbau. Die Alte Akademie ist 1957 wiederaufgebaut. St. Peter, dessen Langschiff seit 1952 eingewölbt ist , ist kann nach zwei weiteren Jahren wieder eröffnet werden. Das Deckengewölbe des Domes und seine Turmkuppeln mit den kupfernen Hauben sind 1953 vollendet. Der Hochaltar in der Heilig – Geist - Kirche wird im selben Jahr geweiht. In der Michaelskirche ist ebenfalls der Wiederaufbau vollendet. Zum achthundertjährigen Jubiläum der Stadtgründung 1958 zeigt sich das Stadtbild im wesentlichen geschlossen und mit seinen historischen Wahrzeichen. Die großen Kirchenbauten sind weitgehend in ihrer alten Form wiederaufgebaut. Nur der Gewölbebau in der St.-Anna-Damenstiftskirche dauert bis 1959.

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Am 4.7.1984 schlägt der Schülersprecher des Käthe- Kollwitz-Gymnasiums in München in einer Sitzung des Schulforums vor, in geeigneter Weise „des Kriegsendes, der Beendigung der Herrschaft des Nationalsozialismus und der Niederlage, die Voraussetzung für unsere Republik wurde“ zu gedenken.41 Elf Jugendliche aus der Oberstufe arbeiten regelmäßig während ihrer Freizeit in der Bibliothek des Instituts für Zeitgeschichte. Sie befassen sich mit der Wohnungsnot, der Ernährungslage, den Flüchtlingsschicksalen in der unmittelbaren Nachkriegszeit, sammeln Bildmaterial und Dokumente zu den Themen „Alliierte“, „Entnazifizierung“, „Politischer Neubeginn“ und „Wirtschaft.“ Es gelingt, in der Nachbarschaft den Besitzer eines Fotogeschäftes ausfindig zu machen, der unveröffentlichtes Bildmaterial aus dieser Zeit vorweist und erläutert. Schließlich erlaubt er, seine Bilder für eine Ausstellung in der Aula zu kopieren. Stadtviertel, denen heute nichts mehr anzumerken ist, liegen am Boden. Kunstdenkmäler, die längst wieder hergestellt sind, versinken in Schutt und Staub. Ganze Straßenzüge werfen keine Schatten mehr, erheben sich nur noch als sanfte Hügel aus den Trümmerwüsten.

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Im Gespräch mit Familienangehörigen sowie einer älteren Lehrkraft lassen sich geschichtliche Tatsachen anschaulich vorstellen : „Den Flüchtlingen ging es in Deutschland nicht nur materiell, sondern auch psychisch sehr schlecht. Sie wurden aus der Gemeinschaft, in der sie aufgewachsen waren und die ihnen einen sozialen und emotionalen Rückhalt geboten hatte, herausgerissen. Die Vertriebenen verloren häufig ihre Angehörigen durch die Flucht und mußten sich auf abenteuerliche Weise durchschlagen. Die Einheimischen hatten genügend eigene Sorgen, als daß sie sich um deren Schicksal gekümmert hätten.“42 Die Mutter einer Schülerin berichtet von Einquartierungen in den umliegenden Dörfern : „Aber natürlich war das für uns nicht so schön, bei uns im Lager sowieso auch nicht, weil wir, wir waren in dem Sinn eigentlich doch Asoziale, obwohl wir ja Deutsche waren. Das is' jetzt genauso wie mit den DDR-lern. Die fühlen sich jetzt vielleicht auch wie wir.“43 Die Mitglieder der Arbeitsgruppe betreten Neuland, forschen, entdecken befremdliche Ereignisse, wie sie in keinem Schulbuch zu finden sind. Sie müssen selbst entscheiden, was ihnen wert erscheint, berichtet zu werden : „Auf dem Land war die Situation um einiges besser, als in der Stadt. Aber auch dort betrieben die Leute Gartenbau, sofern dies möglich war, sammelten Beeren und Pilze, aßen auch alle möglichen Haustiere (z.B. auch Hunde und Katzen). Sehr verbreitet war bei den Städtern auch das Hamstern, bei dem sie aufs Land fuhren und Schmuck und andere Wertgegenstände gegen Lebensmittel eintauschten.“44

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Ab dem 06.02.1990 sammelt die Klasse 9c des Louise-Schroeder-Gymnasiums im Rahmen des Deutschunterrichts von Ideen und Fragen zu den Begriffen „Asylanten - Exilanten - Emigranten“, woraus sich deutlich der Schwerpunkt „Exil - Emigration“ bildet. Die Halbwüchsigen entscheiden sich für eine umfassende Auseinandersetzung mit dem Thema „Remigranten in München.“45 Frau Brigitte Schmidt, die Leiterin der Dokumentationsstelle für jüdische Geschichte im Stadtarchiv vermittelt fachkundig Einblicke in die geschichtliche Hintergründe und berichtet über das Leben von Münchner Remigranten. Arbeitskreise in der Schule und vor allem zu Hause beschäftigen sich mit dem Leben von „Münchener Juden vor, während und nach der Nazizeit“, studieren Lexikons zum Stichwort „Exil - Emigration“, Pressemitteilungen über heutige jüdische Bürger, vergleichen Zeitungsartikel, bilden Interviewgruppen.

Frage : Fühlen Sie eigentlich irgendeinen Haß gegen diese ganze Zeit, oder gegen die Menschen, die Ihnen das angetan haben?

Herr O.: Dafür ist es schon zu lang her. Wissen Sie, es ist schwer, es gibt verschiedene Gründe, warm ich keinen Haß fühle, weil ich gemerkt habe, ich hab's Ihnen vorher schon gesagt, ich habe gemerkt, daß die Menschen in ihrer Motivation alle gleich sind, und ich habe also erlebt, unglaubliche Schäbigkeit und unglaubliche Großzügigkeit bei Menschen aller Couleurs, aller Rassen. Und dazu offen und ehrlich sage ich einen Grund, warum ich mich da nicht mehr aufregen kann, oder nicht mehr erregen kann, oder gerade Haß fühlen kann. Das ist, daß ich die Gelegenheit hatte, zurück zu schießen als Soldat, das hat mir ein sehr gutes Gefühl gegeben. Ich meine, wenn man bloß den Kopf hinhält, daß man Hiebe kriegt, das ist nicht sehr schön. Also, da ist eine gewisse ausgleichende Gerechtigkeit da. Und ich habe also wirklich schon so viel Scheußlichkeiten miterlebt und gesehen, daß man da vielleicht dann auch etwas abgestumpft wird, auch möglich.

Frage : Verhalten Sie sich zum Beispiel einem Christen gegenüber anders als einem Juden, also irgendwie offener, dem Juden gegenüber, oder nicht?

Herr O.: Nein, das will ich nicht sagen, aber ich habe die Idee, daß die meisten Christen sich anders verhalten, wem sie merken, daß der Gesprächspartner Jude ist.46

Eine siebenköpfige Gruppe besucht das bayerische Hauptstaatsarchiv, findet Dokumente über ein früheres Flüchtlingslager nahe der Schule, will die Anzahl der Lagerinsassen, die amtliche Darstellung der Verhältnisse, die damalige Stimmung in der Bevölkerung erfahren. Der Archivar legt den Schülern Material aus dem Statistischen Landesamt, Manuskripte von Radiosendungen, Zeitungsartikel und „nichtamtliche Korrespondenzen“ vor. Es stellt sich heraus, daß im Zeitraum von 1946 bis 1947 am Allacher Bahnhof durchschnittlich alle zwei Tage 1200 Flüchtlinge ankommen. „Nur zwischen 5 und 20% der Flüchtlinge galten als arbeitsfähig. Die Zukunftsprognose für die meisten Insassen (von denen 2% der „Oberschicht“,36% der „Mittelschicht“ und 62% der „Unterschicht“ zugeordnet wurden) fiel generell negativ aus, da man 56% als „rückhaltlos“ einstufte. Diese Zahlen spiegeln wohl recht deutlich die damalige Stimmung : das „Wirtschaftswunder“ war noch in weiter Ferne, eine zufriedenstellende, schnelle Integration der vielen Flüchtlinge hielt man für unmöglich.“47

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Der Marienplatz zählt zu den besten Geschäftslagen der Altstadt und erzielt die höchsten Bodenpreise der Gegend. Die Einzelhandelsgeschäfte haben sehr hohe Umsätze. Sofern die Obergeschosse nicht als Verkaufsräume genutzt werden, finden sich in ihnen auffallend viele Arztpraxen, Rechtsanwaltskanzleien, Friseure, Cafés, Kreditgeschäfte, oder Immobiliengesellschaften. Eine Stadtreparatur am Alten Rathaus bietet Gelegenheit, einen Treffpunkt für Jugendliche in bester Lage und im Zentrum des Netzes öffentlicher Verkehrsmittel zu schaffen. Hier können sie sich mit dem Schicksal dieses Baudenkmals vertraut machen, Geschichte lernen, Kunst sehen. Neben einer dauernden Ausstellung von Plänen und Abbildungen bieten Arbeitsplätze mit modernen Medien Gelegenheit, in Bildern und Texten nachzuforschen, eigene Gedanken auszuführen, öffentlich zu äußern. Zum Tal hin könnte die schöne barocke Freitreppe wieder erstehen, ein Brunnen an den früher offen fließenden Stadtbach erinnern. Nach Westen wäre ein Wintergarten samt Terrasse mit Blick auf den Hauptplatz zu wünschen. Der gewaltige Innenraum des Gewölbes ließe sich in zwei Stockwerke unterteilen, für die sich eine gemischte Nutzung aus Gastgewerbe, Werkstätten, einem Jugendhotel oder Begegnungszentrum anböte.





Albert Ottenbacher Gotthardstr. 68 80689 München Tel./Fax 089/563815

1Alexander von Reitzenstein, Die alte bairische Stadt,dargestellt an den Modellen des Tischlermeisters Jakob Sandtner, gefertigt in den Jahren 1568 -1573 im Auftrag von Herzog Albrecht V.von Bayern, München 1967, S.8

2Franz Paul Zauner, München in Kunst und Geschichte, Eine Beschreibung von über 500 geschichtlich und kunsthistorisch bedeutsamen Gebäuden und Denkmälern aus alter und neuer Zeit, München 1914, S. 265

3Lorenz Westenrieder, Beschreibung der Haupt- und Residenzstadt München (in gegenwärtigem Zustande), München 1782,Reprint München 1984, S. 84

4Norbert Lieb, München, Lebensbild einer Stadtkultur, München 1952, S. 60

5Artur Weese, München, Leipzig 1925, S. 56

6Lieb, München ..., a.a.O., S. 61

7Gustav Steinlein, Die Baukunst Alt-Münchens, Eine städtebauliche Studie über die Münchner Bauweise von der Gründung der Stadt bis Ende des 16. Jahrhunderts, München o. J., Bayerischer Heimatschutz, Monatsschrift des bayerischen Landesvereines für Heimatschutz, Verein für Volkskunst und Volkskunde, München

8Fekete, Denkmalpflege ..., a.a.O., S. 100

9G. K. Nagler, Acht Tage in München,, Wegweiser für Fremde und Einheimische, München 1863, Reprint München 1983, S.157

10Fekete, Denkmalpflege ..., a.a.O., S. 114

11Fekete, Denkmalpflege ..., a.a.O., S. 135

12Otto Aufleger, Karl Trautmann, Alt-München in Bild und Wort, München 1897, S. 31

13Carl Albert Regnet, München in guter alter Zeit, München 1879, S. XIV

14Paul Stimmelmayr, München um 1800, Die Häuser und Gassen der Stadt, Reprint München 1980, S. 100

15Zauner, München ..., a.a.O., S. 264

16Weese, München, ..., a.a.O., S. 56

17Robert Geipel, Wolfgang Hartke, Günter Heinritz (Hrsg.), München, Ein sozialgeographischer Exkursionsführer, München 1987, S. 220

18Julius Fekete, Denkmalpflege und Neugotik im 19. Jahrhundert im 19. Jahrhundert, Dargestellt am Beispiel des Alten Rathauses in München, München 1981, S. 101

19Weese, München, ..., a.a.O., S. 508

20Zauner, München ..., a.a.O., S. 263

21Albert Goldschmidt (Hrsg.), München und die Königsschlösser, Berlin 1905, S. 38

22Stefan Fisch, Stadtplanung im 19. Jahrhundert, Das Beispiel München bis zur Ära Theodor Fischer, München 1988, S. 243

23E. W. Bredt, München als Kunststadt, Berlin 1907

24W. M. Schmidt, Der Münchner Wegweiser, München o.J., S. 7

25Robert, München ..., S. 97

26Hans – Peter Rasp, Eine Stadt für tausend Jahre, München – Bauten und Projekte für die Hauptstadt der Bewegung, München 1981, S. 95

27Richard Bauer, Fliegeralarm, Luftangriffe auf München 1940 -1945, München 1987, S. 79

28Bauer, Fliegeralarm ..., a.a.O., S. 79

29Bauer, Fliegeralarm ..., a.a.O., S. 79

30Wilhelm Hausenstein, Liebe zu München, München 1961, S. 116

31Richard Bauer, Ruinen – Jahre, Bilder aus dem zerstörten München 1945 – 1949, München 1983, S. 45

32Karl Meitinger, Das neue München, Vorschläge zum Wiederaufbau, München 1946, S. 9

33Winfried Nerdinger (Hrsg.), Aufbauzeit, Planen und Bauen, München 1945 – 1950, München 1984, S. 49

34Meitinger, Das neue München ..., a.a.O., S. 23

35Meitinger, Das neue München ..., a.a.O., S. 9

36Meitinger, Das neue München ..., a.a.O., S. 18

37Nerdinger, Aufbauzeit ..., a.a.O., S. 172

38Nerdinger, Aufbauzeit ..., a.a.O., S. 116

39Technische Universität München (Hrsg.), Hans Döllgast 1891 – 1974, München 1987, S. 262

40Hartwig Beseler, Niels Gutschow, Kriegsschicksale Deutscher Architektur, Verluste – Schäden – Wiederaufbau, Bd. II, Neumünster 1988, S. 1397

41Albert Ottenbacher (Hrsg.), Stunde Null ? Niederlage ? Befreiung ?, Die Ergebnisse des Arbeitskreises, München 1985, S. I

42Ottenbacher , Stunde Null ? ..., a.a.O., S. 6

43Erhard Spießl (Hrsg.), Jahresbericht 1989/90, Louise-Schroeder-Gymnasium, München 1990, S. 122

44Ottenbacher (Hrsg.), Stunde Null ? ..., a.a.O., S. 2

45Spießl, Jahresbericht 1989/90..., a.a.O., S. 137

46Spießl, Jahresbericht 1989/90..., a.a.O., S. 145

47Spießl, Jahresbericht 1989/90..., a.a.O., S. 123