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Die camera obscura mit der silbersalzbeschichteten Kupferplatte als Aufnahmemedium zeigt in allen Einzelheiten den Alltag in der Hauptstadt. | ![]() |
Das menschliche Treiben, die Fuhrwerke und Passanten sind noch zu schnell für die Fotografie. Die langsame Belichtung vermag nicht einmal die ziehenden Wolken oder die im Lufthauch bewegten Blätter aufzunehmen. Nur der Kunde eines Schuhputzers steht lange genug still, um in die Geschichte einzugehen. |
Der magische Reiz
der schillernden, spiegelnden, zwischen Positiv und Negativ spielenden
Daguerreotypie vermittelt sich in die Schule. Die ausdauernde,
aufmerksame Betrachtung fördert aus dem rätselhaften Abdruck nach der
Natur Verborgenes zutage. Die zahllosen Einzelheiten, die im Original
aufgehoben sind, das dem Bayerischen Nationalmuseum anvertraut wurde,
leuchten in den heutigen Kunstunterricht. Der einfühlenden Betrachtung
erschließt sich der Zauber einer Aufnahmetechnik, die genau arbeitet,
selbst in Partien und Beziehungen, die im Augenblick des Festhaltens
nicht beachtet werden.
Die gegenwärtige zeichnerische Phantasie entdeckt am kalt registrierten Schauplatz Vertrautes, Anheimelndes, Erträumtes. Über Menschenalter und verschiedene Zwischenschritte der Reproduktion hinweg vermag der ursprüngliche Charme des Aufnahmemomentes überzuspringen. Die geistreiche Analyse eignet sich Schätze an, deren Wert im wachen Interesse ebenso wurzelt, wie in der Leidenschaft des geschickt geführten Zeichenstiftes. |